Ökofaschismus

Ökofaschismus – Totalitarismus für die Umwelt?

Beim Lesen des Begriffs „Faschismus“ werden einem einige Assoziationen aufkommen, hauptsächlich wohl aber die Ideologien von Diktaturen des vergangenen Jahrhunderts wie die des 3. Reiches oder Italiens unter Mussolini. Doch durch den vorderen Zusatz „Öko-“ ändert sich die Bedeutung schlagartig. Ökofaschismus als politisches Schlagwort ist schwer konkret zu definieren, beschreibt aber zumindest militante „Ökos“ mit radikalen Ansichten hinsichtlich des Verständnis der Umwelt, welche weitreichende Umwälzungen im Verhältnis des Menschen zur Natur verlangen, und jene für absolut unumgänglich und nicht abstreitbar halten.

Dabei stellt sich die Frage: Ist jene Ideologie, der Ökofaschismus, überhaupt eine ethisch vertretbare, annehmbare Ansicht, oder stellt die Bewegung nur eine laute Minderheit dar, die ihre Meinung anderen aufzwingen will? Bis zu welchem Punkt darf man dem Ganzen folgen?

Das wohl häufigste und markanteste Argument für diese Position stellt das holistische Argument dar. Der Holismus als naturethische Position verlangt moralische Pflichten des Menschen gegenüber der Natur als Ganzes, die Natur habe einen Eigenwert, in welchem auch der menschliche moralische Wert liege. Begründet wird dies damit, dass der Mensch selbst Teil der Natur ist, und sein Gedeihen und Fortentwickeln mit jenem der Natur eng verbunden ist, quasi beides in Einheit wächst. Ein weiterer Ansatz, der so radikales Schützen der Natur rechtfertigen soll, ist das Grundbedürfnisargument, entstammend aus anthropozentrischer Naturethik, also jener, die den Mensch als allein vernunftbegabtes und somit als einziges Wesen ansieht, dem man gegenüber moralische Pflichten gegenüber hat. Das Grundbedürfnisargument sagt aus, dass Schutz der Natur hohe Priorität hat, da ohne sie die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse nicht mehr gewährleistet werden kann, so wie Nahrung, Obdach und Gesundheit. An letzterem lässt sich dies gut illustrieren, so sorgen Bäume für die Säuberung der Atemluft von Kohlenstoffdioxid, und wenn die Menge der Bäume nicht mehr ausreicht, um dies für die Gesamtmenschheit zu gewährleisten, kann das Grundbedürfnis für Gesundheit nicht erfüllt werden.

Allerdings beschränkt sich Ökofaschismus nicht nur auf den vehementen Schutz der Natur an sich, sondern auch spezifische Teile von ihr sollen besonders vor dem Menschen geschützt sein. Die Organisation PETA („People for the ethical treatment of animals“, zu Deutsch „Leute für den ethischen Umgang mit Tieren“) dürfte das erste Beispiel sein, dass einen in den Sinn kommt, wenn man an extremen Tierschutz denkt, und das ist auch durchaus begründbar. So verwendet die PETA in ihren Kampagnen als hauptsächliches Wirkungsmittel Abschreckung, wodurch sich erneut Parallelen zum historischen Faschismus ziehen lassen. Ein Paradebeispiel für ihre Kampagnen war jene unter dem Titel „Holocaust auf dem Teller“, wobei Massentierhaltung dem Holocaust parallel gegenübergestellt wurde. Dies ist allein schon in sich selbst abstoßend, da der Massenmord an den europäischen Juden somit relativiert wird und nur dafür instrumentalisiert wird, das in sich nicht völlig verwerfliche Anliegen der PETA, den Tierschutz, der Öffentlichkeit näher zu bringen. Dies ist jedoch nicht nur die einzige geschmackslose Werbekampagne dieser Organisation, so gab es auch die Kampagnen „Dein Papa tötet Tiere“ bzw. „Deine Mama tötet Tiere“, die sich mit Flugblättern und Comics an Kinder richteten, welche leicht beeinflussbar und für sich einnehmbar sind,wodurch dies erneut lediglich Instrumentalisierung darstellt. Es ist sowieso fragwürdig, warum sich nicht gleich an die angebliche Ursache, die Eltern, damit gewandt wurde anstatt den Umweg über die Kinder zu nehmen, welche durch ihr häufig übermäßiges Empathiegefühl dafür besonders empfänglich sind.

Jedoch lässt sich aus all dem dennoch eine vertretbare naturethische Position für einen selbst herausziehen, wenn man die Methoden zur Aufmerksammachung auf solche Themen abwirft. Meine eigene naturethische Position lässt sich zwischen denen des vorher bereits erwähnten Anthropozentrismus und dem Pathozentrismus, welcher die Ansicht vertritt, der Mensch habe moralische Pflichten gegenüber leidensfähigen Lebewesen, einordnen. Das heißt, ich räume dem Menschen doch eine überlegene Position ein, jedoch hat er nicht völlig das Wohl anderer offensichtlich leidensfähigen Tiere zu missachten, besonders bei jenen, die als seine Begleiter anzusehen sind, wie der Hund, aber auch Nutztiere in der Landwirtschaft wie Rinder. Dennoch hat der Nutzen für den Menschen an oberster Stelle zu stehen, sofern Naturschutzmaßnahmen also ihn nicht allzu sehr einschränken, sind sie völlig in Ordnung und zu befürworten. Als Fazit lässt es sich nur hoffen, dass die Entwicklung hinsichtlich des Verhältnisses von Mensch und Natur positiv weiter verläuft, ohne jegliche Grundumwälzung.