Die Naturethik der Angler

Angeln…

Einige verteufeln es und behaupten es wäre Tierquälerei, Andere lieben es, egal ob zur Entspannung in der Natur, zum schlichten Fangen der Fische als Nahrung oder einfach als gemeinsames Hobby mit Freunden. Dann gibt es noch die ganz „Verrückten“, bei denen das Angeln ein fester Bestandteil des Tagesablaufes ist, da Sie ihren Lebensunterhalt damit sichern, Utensilien für Firmen der Branche entwickeln sowie testen und/oder anderen Menschen durch Guidings und Vermittlung von Gewässerkenntnissen zum Traumfisch verhelfen. Doch all diese Angler verbindet die gleiche Leidenschaft der Naturverbundenheit und der Ehrgeiz einen vorzeigbaren Fang an Land oder ins Boot zu bekommen.

Jetzt ist es natürlich nicht zu leugnen, dass ein Angler auch hin und wieder mal einen Fisch für die heimische Küche tötet, doch wenn Angler für die Zerstörung von Gewässern und die Bedrohung einiger Fischarten verantwortlich gemacht werden, verstehe ich die Welt nicht mehr. Zum einen ist die Menge der Fische, welche von Anglern aus Gewässern entnommen werden, verschwindend gering im Vergleich zur kommerziellen Fischerei und zu den Fischsterben, welche durch schlichte Rücksichtslosigkeit auf die Natur oder eingeschleppte Tiere aus anderen Teilen der Welt verursacht werden, zum anderen kenne ich niemanden der sich besser, als ein verantwortungsvoller Angler, um das Wohl der Fische und die Sauberkeit der Gewässer und überhaupt der gesamten Natur sorgt.

Diese Verantwortung ist in jedem Angelverein so geregelt, dass jedes Mitglied eine gewisse Anzahl an Arbeitsstunden zur Säuberung und Pflege der Gewässer und ihrer Umgebung leisten muss und wer dieser Regel nicht nachkommt, muss für jede nicht geleistete Stunde einen festen Betrag als Strafe zahlen. Damit wage ich, zu behaupten, dass Angelvereine sich vielerorts besser um die Gewässer kümmern, als die zuständige Behörde, was schlicht und einfach an dem größerem Bezug der Angler zu den Gewässern liegt. Zu den ausgeführten Arbeiten gehören in der Regel vor allem Maßnahmen zur Erhaltung beziehungsweise Herstellung des natürlichen Gleichgewichts und das Sammeln von Müll.

Das Wissen über das Ökosystem Gewässer, die Regeln zum Umweltschutz, zu Fangbegrenzungen und Schonzeiten und das waidgerechte Töten von Fischen sind Teil jeder Fischereiprüfung. Zu Letzterem sind viele Außenstehende der Meinung, dass das Töten von Fischen einem Angler nichts ausmacht, doch ich kenne extrem viele Angler, welche sich sehr davor sträuben einen Fisch zu töten, weil sie zu viel Respekt davor haben oder es einfach zu eklig finden den Tod eines Tiers mitanzusehen und im Allgemeinen werden in meinem Bekanntenkreis über 90 Prozent der gefangenen Fische zurückgesetzt. Diese Hintergrundinformationen sollten eigentlich ausreichen um zu zeigen, dass ein vernünftiger Angler der Natur mehr Gutes als Böses tut und keineswegs respektlos mit ihr umgeht. Natürlich gibt es auch, wie in jedem Bereich des Lebens, einige Leute die sich ihren Pflichten und ihrer Verantwortung nicht bewusst sind, doch das kann man leider nie gänzlich steuern und kontrollieren. Abschließend ist also für mich zu sagen, dass, soweit die Regeln eingehalten werden, der Angler sich durchaus als Naturschützer bezeichnen kann, da er sich in einem ständigen Prozess des Gebens und Nehmens befindet, doch stets mehr gibt als er nimmt.

Um jetzt zur Ethik zu kommen: ich bin selbst seit 9 Jahren leidenschaftlicher Angler und habe viele schöne Momente in der Natur erlebt, aber bin auch sehr oft erschrocken, wie schlecht viele Menschen mit ihrem Planeten umgehen und wie wenig Rücksicht auf andere Lebewesen genommen wird. Ich selbst stehe hinter dem Prinzip des Pathozentrismus, da keinem Lebewesen, welches Leid zu empfinden vermag, dieses unnötig zugefügt werden sollte. Natürlich sollte man auch die nicht leidensfähigen Lebewesen berücksichtigen, da diese genau so zur Gesunderhaltung eines Ökosystems beitragen, aber sie empfinden kein Leid, weshalb es nicht schlimm ist, wenn ihnen in kleinen Mengen Leid zugefügt wird, solange es sich nicht auf das gesamte Ökosystem auswirkt und damit auch die leidensfähigen Lebewesen in Mitleidenschaft zieht. Ich bin also der Meinung, dass kein leidensfähiges Lebewesen gequält oder respektlos behandelt werden sollte, aber man bei nicht leidensfähigen Wesen ein Auge zudrücken sollte, denn es sollte klar sein, dass es übertrieben ist, wenn man sich scheut, über eine Wiese zu laufen, weil man dem Gras sonst schadet.

Der Respekt vor anderen Lebewesen sollte also immer bewahrt werden, doch sollte man die praxisfernere Ethik immer von der Realität trennen, denn zur waidgerechten Tötung, bei Anglern natürlich speziell von Fischen, gehört eine Ausbildung, um den Fisch mit kaum Schmerz, also auch kaum Leid, zu töten und die Nahrungskette ist nun einmal seit Jahrtausenden so gestrickt, dass der Stärkere den Schwächeren verspeist oder von ihm profitiert, aber man sollte die Verantwortung ernst nehmen, dabei nur das allernötigste Leid für ein Lebewesen in Kauf zu nehmen. Wenn man nun aber, wie viele Leute, den Tod als größtes Leid sehen würde, müsste man nicht mehr zwischen leidensfähigen und nicht leidensfähigen Lebewesen unterscheiden, da sie ihren Tod nicht mitbekommen also auch nicht darunter leiden.

Abschließend bleibt mir also klarzustellen...
...einen Fisch schnellstmöglich und ohne Leid zu töten, ist für mich kein Verbrechen, da der Verzehr von Fischen beim Menschen nun einmal schon immer zum Leben gehört und die selbst gefangenen Fische garantiert weniger leiden, als gekaufte Fische aus Zuchten oder großen Fischereiunternehmen, doch sehe ich bei jeder Angeltour kiloweise Müll in und an Gewässern. Die Entdeckungen dabei reichten von Plastikflaschen über Einkaufswagen, Sporttaschen und Autoreifen bis hin zu Bierfässern. Dafür gibt es meiner Meinung nach keine Entschuldigung, da mit diesem Müll ein Riesenschaden an allen Lebewesen angerichtet wird, obwohl man fast jede Art von Müll überall kostenfrei entsorgen kann, wodurch diese Gefährdung der Natur einfach nur unnötig ist. An diesem Beispiel merkt man schnell, dass meine Bewertung einer Handlung welche das Zufügen von Leid gegenüber der Natur und vor allem den Lebewesen, die dieses Leid wahrnehmen, beinhaltet, immer durch ihre Notwendigkeit und durch das Verantwortungsbewusstsein bei ihrer Ausführung beeinflusst wird. Man kann das Leiden in keiner Hinsicht komplett verhindern, aber jeder sollte sein Bestes tun um es so gering wie möglich zu halten und dabei ist egal ob man dieses Prinzip auf den Umgang mit der Natur oder irgendeinen anderen Bereich des Lebens bezieht.